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Befürworter der Grundschrift sagen, dass Kinder damit nicht unnötig verwirrt werden und Raum bekommen, eine eigene Handschrift zu entwickeln. Was ist Ihre Position?
Verwirrt werden Kinder zunächst durch die unangeleitete Aneignung der Buchstaben, die sie z.B. von einer Anlauttabelle abmalen, wie es die Befürworter der Grundschrift voraussetzen, ohne das eigens zu erwähnen.
Dabei werden manche Buchstaben nicht zuverlässig genug unterschieden. Und es können eigenwillige Schreibweisen zur Gewohnheit werden, die später einer Verbindung von Buchstaben im Wege sind und das Erlernen einer nachfolgenden Schreibschrift regelrecht behindern.
Solche falschen Gewohnheiten sind im Nachhinein weder durch Belehrungen, selbstständige Übungen in Schreiblernheften oder „Schriftgespräche“ in der Kindergruppe zuverlässig zu revidieren. Nötig wäre ein strenger Umlernprozess, der allemal aufwendiger ist als es die angeleite Aneignung optimaler Linienführung am Anfang des Schrifterwerbs wäre.
Das Erlernen einer Schreibschrift wird systematisch erschwert durch
die tiefgründige Dominanz der Druckschrift, wenn die Schreibschrift ihr zu spät folgt.
Behinderung des Schreibschrift-Erwerbs durch falsche, autodidaktisch angeeignete Linienführung in Druckbuchstaben.
zu wenig, mangelhafte und unverbindliche Anleitung und Korrektur beim Schreibschrift-Erwerb.
viel zu wenig und unzweckmäßige Übung der Schreibschrift
Solche Aspekte sind dem Grundschrift-Konzept fremd oder werden darin explizit missachtet.
Verwirrt werden LehrerInnen und Öffentlichkeit, wenn Vertreter der Grundschrift eingeführte Begriffe eigenwillig umdeuten und neue Begriffe einführen, ohne sie ausreichend zu klären und ihren Sinn zutreffend zu begründen.
Sie bezeichnen die Grundschrift immer wieder ausdrücklich als „Schreibschrift“, obwohl da die Buchstaben nicht so verbunden werden, wie es für Schreibschriften allgemein vorausgesetzt wird.
Sie bezeichnen die Grundschrift als „teilverbundene“ Schrift und rechtfertigen die Teilverbindung mit dem Hinweis auf die Handschriften von Erwachsenen. Das ist irreführend.
Heutige Erwachsene haben in der Regel ursprünglich verbunden geschrieben und im Laufe der Jahre einzelne Verbindungen übersprungen oder bewusst aufgegeben. Ihr Schreibfluss wird immer noch von der alten Verbundenheit getragen. Diesen Schreibfluss können Kinder, die Buchstaben aufreihen und nur gelegentlich verbinden, gar nicht entwickeln.