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Befürworter der Grundschrift sagen, dass Kinder damit nicht unnötig verwirrt werden und Raum bekommen, eine eigene Handschrift zu entwickeln. Was ist Ihre Position?

 

Verwirrt werden Kinder zunächst durch die unangeleitete Aneignung der Buchstaben, die sie z.B. von einer Anlauttabelle abmalen, wie es die Befürworter der Grundschrift voraussetzen, ohne das eigens zu erwähnen.

  • Dabei werden manche Buchstaben nicht zuverlässig genug unterschieden. Und es können eigenwillige Schreibweisen zur Gewohnheit werden, die später einer Verbindung von Buchstaben im Wege sind und das Erlernen einer nachfolgenden Schreibschrift regelrecht behindern.

  • Solche falschen Gewohnheiten sind im Nachhinein weder durch Belehrungen, selbstständige Übungen in Schreiblernheften oder „Schriftgespräche“ in der Kindergruppe zuverlässig zu revidieren. Nötig wäre ein strenger Umlernprozess, der allemal aufwendiger ist als es die angeleite Aneignung optimaler Linienführung am Anfang des Schrifterwerbs wäre.

 

Das Erlernen einer Schreibschrift wird systematisch erschwert durch

  1. die tiefgründige Dominanz der Druckschrift, wenn die Schreibschrift ihr zu spät folgt.

  2. Behinderung des Schreibschrift-Erwerbs durch falsche, autodidaktisch angeeignete Linienführung in Druckbuchstaben.

  3. zu wenig, mangelhafte und unverbindliche Anleitung und Korrektur beim Schreibschrift-Erwerb.

  4. viel zu wenig und unzweckmäßige Übung der Schreibschrift

 

Solche Aspekte sind dem Grundschrift-Konzept fremd oder werden darin explizit missachtet.

 

Verwirrt werden LehrerInnen und Öffentlichkeit, wenn Vertreter der Grundschrift eingeführte Begriffe eigenwillig umdeuten und neue Begriffe einführen, ohne sie ausreichend zu klären und ihren Sinn zutreffend zu begründen.

  • Sie bezeichnen die Grundschrift immer wieder ausdrücklich als „Schreibschrift“, obwohl da die Buchstaben nicht so verbunden werden, wie es für Schreibschriften allgemein vorausgesetzt wird.

  • Sie bezeichnen die Grundschrift als „teilverbundene“ Schrift und rechtfertigen die Teilverbindung mit dem Hinweis auf die Handschriften von Erwachsenen. Das ist irreführend.

Heutige Erwachsene haben in der Regel ursprünglich verbunden geschrieben und im Laufe der Jahre einzelne Verbindungen übersprungen oder bewusst aufgegeben. Ihr Schreibfluss wird immer noch von der alten Verbundenheit getragen. Diesen Schreibfluss können Kinder, die Buchstaben aufreihen und nur gelegentlich verbinden, gar nicht entwickeln.

A K T U E L L:

31.08.2023, WDR 5: Interview mit Renate Tost im Rahmen der Sendereihe "Redezeit" zum Thema Schreibschrift oder Druckbuchstaben. Renate Tost ist wesentlich für die Entwicklung der Schulausgangsschrift (SAS) verantwortlich. Unter "Aktuelles" lässt sich das Interview downloaden.

15.05.2019: Der Fernsehsender arte hat in seiner Sendereihe "XENIUS" den Beitrag "Wertvolle Handschrift - Warum sie im Alltag bedroht ist" gesendet. Er ist noch bis zum 12.08.2019 in der Arte Mediathek verfügbar: Dauer: 26 Minuten. Zur Sendung

 

6.10.2018: In der Sendung "Streitkultur" des Deutschlandfunks stritten unter der Moderation von Monika Dittrich die Journalistin Heike Schmoll (FAZ) und Ulrich Hecker (Grundschulverband). Mehr dazu auf der Seite "Zur Debatte über die Schrift" - "Journalistische Beiträge".

 

 

 „Eine blaue Stimme auf dem Papier“

In unserer Handschrift sind wir als lebendiges Gegenüber ähnlich spürbar wie mit unserer Stimme, aber anders als die Stimme muss die Handschrift erarbeitet werden. Und dafür brauchen wir kundige LehrerInnen. - Ein Interview zweier Studierender, die selbst täglich und gern mit der Hand schreiben, für das Münchner Semestermagazin "Philtrat" mit Ute Andresen. Link hier und auf der Seite "Ziele" unter "Hinweis"; dort finden Sie das Interview auch zum Download.

 

Der 23. Januar 2018 ist der Internationale Tag der Handschrift.  Er erinnert an John Hancock, den dritten Präsidenten der USA, der als Erster die amerikanische Unabhängigkeitserklärung unterschrieb. Der Anlass wurde medienwirksam aufgegriffen. Mehr auf der Seite "Aktuelles".

 

Der Wert der Handschrift als Thema des Interviews mit U. Andresen (WDR 3 am 20.11.2017). Siehe Seite "Aktuelles"

 

Schulze Brüning/Clauss: Wer nicht schreibt, bleibt dumm. Hinweis und Rezension auf der Seite "Aktuelles". Dort finden Sie auch den Link zum Interview von FOCUS online mit M-A Schulze Brüning

 

Letzte Änderungen:

SAS 2014: Buchstabentafel auf Seite "Unterricht - Schrifterwerb" hinzugefügt.

Seite "Schriftgeschichten" (Videos) eingefügt (24.04.16)

Seite 'Unterricht' eingefügt (10.11.15)

Z I T A T E

Denn wie das Wort und die Musik ist die Schrift der Atem der Seele.

Helene von Nostitz

Der iPhone-Wahnsinn, das ständige Googeln beunruhigen mich, genau wie die Tatsache, dass die Schreibschrift ausstirbt. Ich trage meine Termine handschriftlich in meinen Kalender ein. Für mich wäre es ein Trennungsgrund, wenn mein Freund behaupten würde, dass es keinen Unterschied macht, ob man ein digitales oder auf Papier gedrucktes Buch liest.

Trixi Haberland

So schwer auch dem Anfänger das Erlernen der Schreibtechnik, d. h. des Aufbaus eines besonderen motorischen, des schreibmotorischen Systems, fallen mag - selbst wenn er diese Technik beherrscht, bleibt der Übergang von der mündlichen zur schriftlichen Mitteilungsform für viele ein bis in das Erwachsenenalter kompliziertes Problem. Dies gilt für alle Formen des Schreibens, jedoch vornehmlich, ... für die Aufgabe, seine eigenen Gedanken - statt sie auszusprechen - zu Papier zu bringen.

Egon Weigl

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