Handschrift – Documente ihres Daseyns
Von Ute Andresen und Andrej Bockelmann
Welcher Kulturverlust droht uns, wenn wir nicht gelernt haben, Schreibschrift zu schreiben? Wir besitzen dann keine persönliche Handschrift mit Stift oder Füller, in der wir uns selbstbewusst spiegeln und zeigen.
Wir können aber auch keine Schreibschrift lesen! Können nicht lesen, was in Schule oder Universität an Tafeln oder auf die Ränder unserer Aufgaben geschrieben wird. Können nicht lesen, was unsere Eltern und Ahnen in Notizen, Briefen und Tagebüchern uns hinterlassen haben. Können nicht lesen, was in Autographen fasziniert. Sammler zahlen horrende Preise für sie.
Goethe sammelte Autographen und nannte die Briefe „vorzüglicher Menschen“ „Documente ihres Daseyns“. Er selbst hat sich als Kind zwei Schreibschriften gründlich erübt: Deutsche Kurrent und Lateinschrift. Und er hat beide bis ins höchste Alter klar lesbar und sehr persönlich geschrieben.
Anne Bohnenkamp-Rempen zeigt uns in sechs Autographen die Schreibkultur seiner Zeit, zu der wir den Kontakt behalten sollten. Sie plant neben dem Goethehaus in Frankfurt ein Romantikmuseum, um Handschriften auszustellen, die jetzt noch im Archiv verborgen sind.
Andrej Bockelmann und Ute Andresen haben ihren Auftritt im Salon Kontrovers in einem Film für die Allianz für die Handschrift festgehalten.